2008 Bitterling
Der Bitterling ist der Fisch des Jahres 2008. Das hat der Verband Deutscher Sportfischer (VDSF) in Offenbach bekannt gegeben. An der Wahl beteiligten sich auch das Bundesamt für Naturschutz (BfN), das Österreichische Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz (ÖKF) und der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST).
Der in Deutschland vom Aussterben bedrohte Bitterling (Rhodeus sericeus amarus) ist einer der kleinsten Fischarten aus der der Familie der karpfenartigen Fische. Gerade mal 9 cm wird der in langsam fließenden Gewässern, Teichen und Tümpeln lebende Bitterling groß.
Besonders die Fortpflanzung der Bitterlinge ist eine außergewöhnlich interessante und sehr spezialisierte. Denn der Bitterling ist auf Teich- oder Flussmuscheln angewiesen um sich zu vermehren die in dem gleichen Lebensraum leben wie er.
Das Männchen lockt in der Laichzeit von April bis Juni ein Weibchen an eine ausgewählte Großmuschel heran, die gegenüber anderen Rivalen verteidigt wird.
Hat das in der Laichzeit rötlich gefärbte Männchen ein Weibchen werben können, legt das Weibchen mit einer pinkfarbenen gewachsenen Legeröhre einzelne Eier direkt in die Atemöffnung (Kiemen) der Großmuschel ab. Die Spermien des Männchens gelangen über die Atemöffnung ebenfalls in die Muschel wo die Eier befruchtet werden.
Pro Muschel werden aber nur ein bis zwei Eier abgelegt, so dass der Vorgang der Eiablage mehrfach auch mit verschiedenen Partnern an weiteren Muscheln wiederholt wird. Die Eier und die sich daraus in zwei bis drei Wochen entwickelnden Fischlarven sind in der Muschel durch Fraßfeinde geschützt und können sich so nahezu ungestört entwickeln. Dementsprechend gering ist die Anzahl abgelegter Eier (40-100) der Weibchen im Vergleich zu vielen anderen Fischarten.
Aber auch die Muschel profitiert von dem Fortpflanzungsverhalten der Bitterlinge. Werden die Fischlarven von der Muschel wahrgenommen, gibt die Muschel ihre eigenen Larven ab, die sich an die ca. 1 cm großen Kleinfische heften. Mit dem Verlassen der Jungfische durch die Atemöffnung der Muschel werden die schwimmunfähigen Larven der Muschel mit hinausgetragen. So ist gewährleistet, dass die Muschel andere und weiter entfernte Orte besiedeln kann, als wenn sie die Larven nur mit der Strömung entlassen würde.
Die Großmuscheln sind also Überlebenswichtig für den Bitterling. Muscheln, die in den Gewässern als „Wasserfilter“ arbeiten, sind allerdings besonders empfindlich gegenüber Verschmutzungen ihres Lebensraumes. Bei einer rückläufigen Bestandsentwicklung bei den Großmuscheln ergibt sich zwangsläufig eine Gefährdung für den Bitterling. Daher gilt es zum Schutz des Bitterlings alle Ursachen, die zu einer Verminderung des Großmuschelbestandes führen (Verlandung, Trockenlegung und Faulschlammbildung) zu vermeiden.
Quelle: Verband Deutscher Sportfischer e. V. (VDSF)
Bild: B. Heitmann