Digitaler Fischartenatlas
Bis heute gibt es weder für Deutschland einschließlich seiner Meeresgebiete noch für Österreich nationale oder staatenübergreifende Fischverbreitungskarten (ausgenommen für die so genannten FFH-Anhangsarten: STEINMANN & BLESS 2004). In den letzten Jahren ist das Interesse an Daten zur Biologie und Verbreitung von Fischen sowohl im Meer als auch im Süßwasser jedoch allgemein stark gestiegen. In der europäischen Wasserrahmenrichtlinie WRRL (EG-WRRL 2000) spielen Fische als Bioindikatoren für den ökologischen Gewässerzustand eine bedeutende Rolle, in der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (RICHTLINIE 92/43/EWG 1992) werden Fische als zu schützende Arten ausdrücklich genannt; Biodiversitätskonvention, Gewässerrenaturierungen, Monitoring, fischereiliches Management und nicht zuletzt neue Erkenntnisse in der Taxonomie sind weitere Gründe für einen hohen Bedarf an der Verbreitung aktueller ichthyologischer Daten.
Ziel und Intention des Projektes ist die Schaffung einer auf Dauer angelegten ichthyologischen Informations- und Kommunikationsplattform, um einen dauerhaften Beitrag für den Fischarten- und Gewässerschutz im deutschsprachigen Raum leisten zu können. Das Projekt möchte Informationen, Menschen und Meinungen zusammenbringen und als Katalysator für eine weitere Erforschung der einheimischen Fischfauna dienen. Ausdrücklich nicht beabsichtigt ist der Aufbau einer zu den vorhandenen Informationsangeboten parallelen Datenstruktur. Bei zahlreichen Institutionen wie z.B. Landesfischereiämtern oder wissenschaftlichen Einrichtungen bestehen schon lange sehr gute Datenbanken und Auswertungsmöglichkeiten. Diese sollen von dem hier vorgestellten Projekt weder kopiert noch in Frage gestellt werden. Vielmehr ist es das erklärte Ziel, diese Informationen bzw. Teile davon auf einer Art Metaebene zusammenzufügen (z.B. in Form von gemeinsamen Verbreitungskarten) und sowohl die Kenntnis über verfügbare Informationen als auch über die beteiligten Akteure zu verbessern.
Die Realisierung des Fischartenatlanten erfolgt als non-profit-Projekt und ist angesiedelt unter dem Dach der im deutschsprachigen Raum tätigen Gesellschaft für Ichthyologie e.V. (GfI). Die Redaktion erfolgt an der Hochschule Bremen in der dortigen Arbeitsgruppe Fischökologie (verantwortliche Leitung Heiko Brunken) in Kooperation mit Jörg Freyhof vom Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) Berlin. Ansprechpartner für Österreich ist Robert Patzner von der Universität Salzburg.
Der Fischartenatlas ist derzeit noch im Aufbau. Dementsprechend kann der Atlas zum aktuellen Zeitpunkt weder vollständig noch fehlerfrei sein. Das Redaktionsteam erhofft sich jedoch von dieser ersten Darstellung eine Art Katalysatorwirkung und Anschubeffekt für das Schließen der noch zahlreichen Kenntnis- und Informationslücken über unsere heimische Fischfauna.
Hier geht’s direkt zum Fischartenatlas: http://www.fischartenatlas.de
Quelle: Brunken, H., Brunschön, C., Sperling, M. & Winkler, M. (2009): Fischartenatlas von Deutschland und Österreich – Eine ichthyologische Informations- und Kommunikationsplattform. Projektbeschreibung Stand 10. November 2007. – In: Brunken, H.: Fischartenatlas von Deutschland und Österreich (Hrsg. Gesellschaft für Ichthyologie e.V.). World Wide Web electronic publication. www.fischartenatlas.de [25.11.2010]