Aalsterben 2003
Massenhaftes Aalsterben im Jahrhundertsommer 2003
Land auf, Land ab, im Jahrhundertsommer 2003 überschlugen sich die Meldungen von massenhaftem Aalsterben in den deutschen Flüssen. Im Auftrag der Unteren Wasserbehörden sammelten Fischer Tausende Aalkadaver an den Flussufern ein und ließen sie über die Tierkörperbeseitigungsanstalten entsorgen.
Anfänglich wurden die große Hitze und die erhöhten Wassertemperaturen ausschließlich als Ursache für das Aalsterben ausgemacht. Dass dies aber nicht der Grund alleine sein kann, macht Friedrich Hehmann Diplom-Ökologe im Landkreis Osnabrück deutlich.
Durch die Sonneneinstrahlung hat sich zusätzlich das Wasser stark erwärmt und die Pegelstände sind stark gesunken – ideale Bedingungen für Bakterien, um sich massenhaft zu vermehren. Dazu kommen weiter Parasiten, die in den vergangen Jahren verstärkt eingeschleppt wurden, erklärt Hehmann. Die hochgradig infektiöse Seuche greift die Schleimhäute der Aale an, führt zur Bildung von Geschwüren und zu inneren Blutungen und lässt die Tiere schließlich verenden (Neue Osnabrücker Zeitung; 2003).
Die Hitze, der niedrige Wasserstand und der geringe Sauerstoffgehalt des Wassers hätten wahrscheinlich Ausbruch der Rotseuche geführt, berichtete der Geschäftsführer des Landesfischereiverbands Baden in Freiburg, Ingo Kramer. Die Rotseuche wird von Bakterien ausgelöst und befällt nur Aale. Die Widerstandskraft aller Fische sei wegen der Hitzewelle geschwächt. Die Rotseuche wird von Bakterien ausgelöst und befällt nur Aale. «Man kann nichts dagegen machen und nur die toten Aale aus dem Wasser entfernen, weil sie ein Infektionsherd sind», so Kramer (LFV Baden; 2003).
Nach Angaben des Regierungspräsidiums Karlsruhe wurden am gesamten Rheinufer in der Region tote Aale angeschwemmt. Auch in stehenden Gewässern seien verendete Aale gesichtet worden. Erreger der Seuche seien Bakterien. «Sie sind im Lebensraum der Kiemenatmer ständig vorhanden und richten unter normalen Bedingungen keinen Schaden an», teilte die Fischereibehörde im Regierungspräsidium Baden Württemberg mit (glaubeaktuell; 2003). Bei den Aalen zeigen sich zuerst rote Flecken im Bauchbereich. Der Tierarzt Huwer beschreibt den Krankheitsverlauf so: „Später löst sich die Haut und es entstehen Löcher im Fleisch, die bis auf die Knochen gehen können und von Geschwüren umrandet sind“ (Fisch & Fang online; 2003)
Nach Untersuchungen am Tierhygienischen Institut in Freiburg im Auftrag des Landesfischereiverbandes Baden, konnte die Ursache dann auch sicher ermittelt werden. Das Aalsterben wird verursacht durch die so genannte „Rotseuche“. Allerdings ist dies keine Seuche, sondern nur eine Infektion durch Bakterien, die immer im Wasser vorhanden sind.
Die Bakterien der Gattungen Aeromonas und Pseudomonas sind die Erreger dieser Erkrankung. Sie kommen in jedem Gewässer vor und sind normalerweise harmlos (LFV Baden; 2003).
Derzeit haben die Fische einen erhöhten Stress, verursacht unter anderem durch die hohen Wassertemperaturen, niedrige Wasserstände, geringe Sauerstoffkonzentrationen und starke Schwankungen des pH-Wertes des Wassers. Diese und weitere Faktoren führen zu einer Schwächung des Immunsystems der Fische. Dies macht sie besonders anfällig für Bakterieninfektionen. Aale sind deshalb besonders betroffen, weil sie durch ihre bodenorientierte Lebensweise in jenen Gewässerbereichen leben, die besonders hohe Bakterienkonzentrationen aufweisen. Die stressbedingte Schwächung macht sie anfällig für bakterielle Infektionen wie die Rotseuche. Rote Flecken im Bauchbereich sind die ersten Anzeichen dieser Erkrankung. Die Aale sterben daran (LFV Baden; 2003).
Peter Tenhaken vom Gesundheitsamt der Stadt Osnabrück betonte, dass keine unmittelbare Gefährdung für Menschen bestehe. Aber er rät davon ab, in den Gewässern zu baden (Neue Osnabrücker Zeitung; 2003). Der Landesfischereiverband Baden teile mit, dass die Erkrankung der Aale für den Menschen absolut ungefährlich und nicht übertragbar ist. Es kann deshalb auch weiterhin gebadet werden (LFV Baden; 2003).
Es gibt wenig, was man dagegen tun kann. Weder Impfungen der Aale noch eine Behandlung des Wassers sind möglich. Die angeschwemmten toten Fische sollten allerdings aus dem Gewässer entnommen und entsorgt werden, um nicht weitere Fische zu infizieren. Das Auftreten eines solchen Aalsterbens ist etwas ganz Natürliches. Es konnte in zurückliegenden Jahren immer wieder beobachtet werden, allerdings in sehr viel geringerem Ausmaß. Normalerweise ist dieser Vorgang eine Art natürlicher Reinigungsprozess, der die schwachen Tiere aussortiert (LFV Baden; 2003).
Für betroffene Berufsfischer und Angelgemeinschaften ist der Schaden kaum zu beziffern, da der genaue Verlust des beliebten Speisefisches kaum auszumachen ist. Aber eins scheint jetzt schon sicher, nach den Rekordtemperaturen im Sommer 2003 werden jetzt Rekordpreise beim Besatzfisch Aal folgen. Zudem plant die EU ein Europaweites Aalschutzprogramm.
Quellen:
– M. Hohenbrink, Neue Osnabrücker Zeitung (Stand: 09/2003) 2003
– Landesfischereiverband Baden (Stand: 09/2003) 2003
– Glaube Aktuell (Stand: 09/2003) 2003
– Fisch und Fang Online (Stand: 09/2003) 2003.