Hecht: Tier des Monats Februar
Lieber Hechte in der Aue als im Karpfenteich
Hochwasserereignisse wie in den der letzten Wochen mit überfluteten Straßen und Kellern werden vielerorts als Behinderung, wenn nicht als Katastrophe angesehen. Doch überflutete Gewässerauen an Rhein, Ruhr, Weser, Lippe oder Ems sind immer wiederkehrende Naturereignisse, die für Pflanzen und Tiere lebenswichtig sind. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) hat daher den Hecht zum Tier des Monats Februar gewählt, denn er legt in diesem Monat seine Eier in überfluteten Auen ab.
“Von Februar bis April schwimmt er in flache, pflanzenreiche Gewässerzonen, um zu laichen“, so Fischereiökologe Ludwig Steinberg, Experte für heimische Fischarten im LANUV. „Deswegen“, so Steinberg weiter „sind natürliche Überflutungsverhältnisse in Flussauen so wichtig – es sind schlichtweg die Kinderstuben vieler unserer Fischarten.“
Der gestreckte Körper, der 1,5 Meter lang und 35 Kilogramm schwer werden kann, und sein schnabelförmiges, mit fast 700 Zähnen „bewaffnetes“ Maul flößen Respekt ein. Die Taktik des Raubfisches, in sicherer Deckung zu lauern und blitzartig vorzuschnellen, lassen Fischen und anderen Beutetieren kaum eine Chance. Früher wurden Hechte auch in Karpfenteiche eingesetzt, um kleine, nicht erwünschte Nebenfische wie zum Beispiel Rotaugen zu fressen.
Heute sind Hechte dort eher selten anzutreffen. In der natürlichen Aue des Unterlaufs von Flüssen fühlen sie sich wohler. Denn zur Vermehrung benötigt der Raubfisch durch Hochwasser überschwemmte Pflanzenbestände. In den Überflutungszonen von Flussauen, Altarmen oder in kleinen Gräben werden die klebrigen Eier an Pflanzen geheftet. Deshalb nennt man die Jungtiere auch Grashechte. Einmal geschlüpft, ernähren sie sich zunächst von ihrem Dottersack, später jagen sie Kleinorganismen. Mit langsam ablaufendem Hochwasser erreichen die Junghechte den Fluss oder Bach, ihren eigentlichen Lebensraum. So jedenfalls sieht es die Natur vor.
Leider sind im letzten Jahrhundert viele Fließgewässer begradigt, aufgestaut, vertieft und eingedeicht worden. Deckung findet der Hecht in der starken Strömung der ausgebauten Gewässer selten. Die alten Überflutungsbereiche, die Auen sind oftmals bebaut oder werden intensiv bewirtschaftet. Dort fließt das Hochwasser so schnell wieder ab, dass die Zeit zum Ablaichen oder zur Entwicklung zum Jungfisch nicht ausreicht. Das LANUV betrachtet die Entwicklung der Bestände nicht ohne Sorge und stuft den Hecht als gefährdete Tierart ein. Um ihn zu schützen, besteht eine Schonzeit vom 15. Februar bis zum 30. April. Das Mindestfangmaß beträgt 45 Zentimeter, alle kleineren Hechte müssen, wenn sie geangelt worden sind, wieder zurückgesetzt werden.
Positiv auf die Hechtbestände in NRW hat sich in den letzten Jahren die verbesserte Wasserqualität der Flüsse ausgewirkt. Gewässerauenprogramme bewirken, dass Schadstoffe von Flüssen ferngehalten und in den Auen Ackerflächen wieder in Wiesen und Weiden umgewandelt werden. Flussläufe werden hier und da vom Beton befreit, Altarme wieder an den Gewässerlauf angebunden. Auf diese Weise entstehen an Ems, Lippe, Ruhr, Sieg, Agger, Erft, Berkel, Issel, Niers und Rur wieder Gewässerstrecken mit Kurven, Prallhängen, Sandbänken, Überflutungsflächen und typischer Auenvegetation. Von besonderer Bedeutung ist damit auch die Deichrückverlegung an den großen Flüssen, Rhein, Weser und Ems. Hierdurch stehen große Auenbereiche für das Ablaichen von Hecht & Co wieder zur Verfügung.
(Quelle: Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen; Foto: Herbert Frey)